Eine Suggestion ist konkret übersetzt ein Vorschlag. In der Hypnose machen wir also sprachlich Vorschläge, die der Wahrnehmung des Gegenüber helfen sollen, der Hypnose zu folgen. Dabei benutzt der Hypnotiseur eine bildhafte Sprache, bestenfalls voller Adjektive, um dem Hypnotee die Wahrnehmung zu erleichtern. Bereits während der Induktion treten erste Suggestionen auf: “Stell dir vor, wie es wäre, bereits hypnotisiert zu sein.” “Du liegst auf einem stabilen, doch bequemen Liegestuhl. Die Luft um dich herum ist warm und riecht nach köstlichen, süßen Früchten. Ein entfernter See bricht die spiegelnden Sonnenstrahlen, sie sanft tanzend um dich herum flackern.”
– Lerne hier mehr über die Induktion –
Die Macht der Suggestion
Suggestionen sollen unser Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen. Manchmal wird darunter auch eine manipulative Zielsetzung verstanden.
Suggestionen sind im Alltagsleben allgegenwärtig, dies natürlich oft tatsächlich in der Form manipulativer Botschaften durch Religionen, politische Parteien, Organisationen und der allgegenwärtigen Werbung. Gerade in der Werbung lässt sich sehr genau erkennen, wie die Erlangung bestimmter positiver Eigenschaften, wie Zugehörigkeit, Harmonie, sozialer Status, erotische Ausstrahlung etc. als Folge des Produkterwerbs suggeriert wird.
Aber auch unsere normale Kommunikation ist voller Suggestionen: „Du musst müde sein, sollen wir zu Bett gehen?“ „Bei der Hitze kann man es nur im Freibad aushalten“, „in diesen unsicheren Zeiten sollten wir unser Geld in ein Haus anlegen“, „uns hat es in Italien doch immer am besten gefallen“.
Schubladendenken
Unsere Wahrnehmung kann in die Bereiche “Bewusstsein” und “Unbewusstes” eingeteilt werden. In beiden Teilen erschaffen wir Suggestionen. Manche ganz bewusst, und andere eben unbewusst.
Nur ein geringer Teil unser alltäglichen Wahrnehmung geschieht über das Bewusstsein. Erinnern wir uns gerade bewusst an etwas oder denken konzentriert über eine Sache nach, dann steuern wir unsere Wahrnehmung. Unsere Emotionen, unsere Meinungen und Bewertungen kommen jedoch zum überwiegenden Teil aus unbewussten Prozessen. Manchmal gelingt es uns, sie zu steuern, manchmal nicht.
Warum wählen wir etwas aus? Weshalb bewerten wir eine Sache, wie wir sie bewerten?
Unser Unbewusstes ist ein komplexes System, das uns beschützen will. Jede Meinung, jede Bewertung ist gelernt oder angeeignet. Bei der Erschaffung diente sie einzig dem Zweck, das übergeordnete System “ICH” zu beschützen.
Beispiel:
Wir streiten uns mit einer blonden Frau. Sie wird im Laufe des Streites immer lauter und schlussendlich sogar beleidigend. Leider ist diese Frau unsere Kollegin.
In uns formiert sich der Gedanke, dass die Kollegin aufbrausend und beleidigend ist. Unser Unbewusstes nimmt derweil aber noch viele weitere Eindrücke auf und ergänzt die bewusste Suggestion mit einer UNBEWUSSTEN SUGGESTION: “Blonde Frauen sind aufbrausend und beleidigend.”
Jede Wiederholung verstärkt die Suggestion. Suggestionen manifestieren oder verändern Einstellungen und Wahrnehmungen und können einen Menschen damit tiefgreifend beeinflussen.
Jeder weitere Streit mit der blonden Kollegin festigt unsere Suggestion. Vielleicht wechseln wir sogar den Arbeitsplatz. Jahre später lernen wir eine symphatische Frau kennen. Sie ist klug, charmant und blond. Und jedes Mal, wenn sie etwas lauter spricht, wallen die Emotionen auf. Wir wissen nicht, wie uns geschieht.
Das ICH erschafft sich ständig neu. Was gestern zählte, muss heute nicht mehr stimmen. Manchmal bemerken wir, dass in uns ein Konkurrenzkampf zwischen Unbewusstem und Bewusstem tobt. Manche Menschen nehmen diesen Kampf als inneren Dialog wahr, andere durch Bilder, andere durch Emotionen.
Durch den Übergang der bewussten Suggestion in das Unbewusste wird die sprachliche Bewertung durch unbewusste Prozesse emotional und Vorsprachlich. Die sachliche Wahrheit wird zur gefühlten ICH-Wahrheit. Über die Körperwahrnehmung kann die Suggestion sogar in körperliche Regelprozesse eingreifen und diese beeinflussen (z.B. Placeboeffekt, Phantomschmerz).
Suggestion als Affirmation – Auto-Suggestionen
Auf den richtigen Umgang mit Suggestionen für das Selbst, also Auto-Suggestionen, setzt das breite Spektrum der Motivationstrainer, Lebensberater, Speaker, Coaches, Berater, etc…
Hier werden vor allem Suggestionen des Selbstbewusstseins trainiert: “Ich bin optimal vorbereitet…”, “ich kann…”, “ich weiß, dass ich…”. Diese positiven Verstärker, genannt Affirmationen können durch beständige Wiederholung ebenfalls vom Bewussten ins Unbewusste eingreifen. Das Ziel ist, den Fokus auf das Ziel, auf den Gewinn zu richten. Geschieht die Zielsetzung besonders geschickt, dann wird sich das Ziel erfüllen. Eine selbsterfüllende Prophezeiung “self-fulfilling prophecy” tritt ein, die eine enorm starke positive Wirkung erzielt. Wir lernen: “wir können unser Ziel tatsächlich erreichen!”
Suggestionen in der Hypnose
In der Hypnose haben Suggestionen eine zentrale Bedeutung. Man könnte sogar soweit gehen, zu sagen, die Suggestion ist das eigentliche Arbeitsmittel des Hypnotiseurs.
Gerade die selbst ernannten Kopfmenschen (also die, die es sich lange genug selbst suggeriert haben…) stehen vor der Herausforderung, innerhalb einer Hypnose Suggestionen aufdecken, durchschauen oder zurückweisen zu wollen. Allerdings ist Hypnose einzig und allein dann möglich, wenn Suggestionen angenommen werden wollen. Lehnt man die angebotenen Suggestionen grundsätzlich ab, ist die Hypnose Zeit- und schlussendlich auch Geldverschwendung.
Tatsächlich können aber erfahrungsgemäß gerade die Kopfmenschen oftmals am besten in Hypnose gehen. Wichtig ist dabei jedoch das Vertrauen, der Rapport zur Hypnotiseurin.
– Lerne hier mehr über Rapport –
„Bist du aber bereit, dich den Suggestionen zu öffnen, beinhalten sie eine enorme Macht“. Ein solcher Satz ist eine typische Suggestion der Hypnose! Gerade auch die Kraft und Wirksamkeit der Suggestion wird zu Beginn, oder auch als Verstärkung innerhalb der Hypnose, sehr häufig suggeriert und zeigt den Umgang der Hypnose mit Suggestionen.
Hypnotische Suggestion
Hypnotische Suggestionen können sehr unterschiedlich formuliert sein:
- als bloße Nennung der erwünschten Wahrnehmung oder Handlung: „Manche schließen beim Hören die Augen“
- als Vorschlag: “Wenn du möchtest, schließt du deine Augen”
- oder direktiv: „schließe deine Augen“.
Mit einigem Recht lässt sich die gesamte Hypnose als ein suggerierter Zustand verstehen und der Hypnotist wird auch oft so vorgehen: stell dir vor du bist hypnotisiert….., oder weniger direktiv: wie wäre es hypnotisiert zu sein….. und später direktiv: du bist tief hypnotisiert….
Und der Hypnotee wird, wenn er es möchte und auf die Wirksamkeit der Suggestion vertraut, sich entsprechend seiner Vorerfahrung, oder seiner Vorstellung von Hypnose in eine hypnotische Trance begeben.
Wirksamkeit der Suggestionen
Das Vertrauen in die Wirksamkeit der Suggestionen wird häufig dadurch erzeugt, dass zunächst sehr leicht realisierbare Körpersensationen suggeriert werden: schwere Augenlider, schwere warme Gliedmaßen, ruhiger Atem, leichte Schwindelgefühle bei Lageänderung des Kopfes u.ä.
Bei erotischer Hypnose wird passenderweise häufig ein Erregungszustand suggeriert, welcher sich ja meist allein aus der Erwartung und der Nennung einstellt. Ein der Hypnose positiv eingestellter Hypnotee, wird diese Suggestionen auch gerne annehmen, da sie angenehme Gefühle der Entspannung und der sexuellen Erregung auslösen.
Durch diese Erfolge der Suggestionen, durch den zunehmenden Rapport zwischen Hypnotee und Hypnotist und einer (suggerierten) Trance, die die Wahrnehmung stark auf die Suggestionen eingrenzt und fokussiert, erhalten die weitergehenden Suggestionen erhebliche Wirkung.
Sie sind dann durchaus in der Lage auch sehr starke Gefühle zu induzieren, große sexuelle Erregung, Lustschmerzen, Gefühle der Dominanz oder der Devotion. Sogar ein handfreier Orgasmus (HFO) kann auftreten.
Um diese starke Wirksamkeit zu erreichen kann es sehr hilfreich sein die Fremd- in eine Autosuggestion zu verwandeln. Der Hypnotee wird aufgefordert die Suggestion explizit zu denken, oder die Lippen entsprechend zu bewegen, oder sie laut auszusprechen. Sie wird dann Teil des inneren Gesprächs und durch Akzeptanz und Wiederholung zur inneren Wahrheit oder Gewissheit.
Sollen die Suggestionen über die Hypnose hinaus wirksam sein, wird die Suggestion verankert. Wir sprechen dann von einer posthypnotischen Suggestion, oftmals auch als Trigger bezeichnet. Auf einen bestimmten Reiz hin (durch ein Wort, ein Bild, ein Gefühl, einen Geruch, o.ä.) tritt dann auch außerhalb der Hypnose der gewünschte Zustand ein. Bei einem erotischen Trigger kann dies beispielsweise dazu führen, sofort geil zu werden oder sogar sofort abspritzen zu müssen.
Tatsächlich spinnt die Hypnotiseurin ein engmaschiges Netz um den Hypnotee, in dem fast alles suggerierbar ist, selbst die eigene Zustimmung zur Suggestion kann Teil der selben sein.
Sicherheit
Dennoch: Eine der eigenen Person oder Einstellung völlig zuwiderlaufende Suggestion wird mit Sicherheit nicht angenommen und wird den Hypnotee sehr schnell aus der Hypnose werfen. Dazu haben wir unseren Aufpasser, unser Unterbewusstes.
Fazit
Falls man JA! sagen kann zu dem Thema der Hypnose, bereit ist sich den Suggestionen zu öffnen, kannn dieses Netz unsere Wahrnehmung tatsächlich partiell neu strukturieren und erweitern. Und das kann sich sehr sehr erregend anfühlen…